Es gibt eine Müdigkeit, die still ist. Eine Müdigkeit, die sich nicht in Krankheitstagen zeigt, nicht im Krankenschein, nicht in dramatischen Zusammenbrüchen, sondern in den feinen Rissen eines Alltags, der zu lange keinen Platz für das Menschliche gelassen hat. Diese Müdigkeit betrifft Mütter, pflegende Angehörige, Krankenpfleger, Lehrerinnen, Erzieher, Sozialarbeiterinnen, all jene, deren Arbeit selten gefeiert, aber ständig gebraucht wird. Menschen, die Verantwortung tragen, ohne Pausen, ohne Publikum, ohne Anerkennung. Die Philosophin Hannah Arendt sagte: „Wir verlieren uns nicht durch die Arbeit, sondern durch das Vergessen unserer selbst in ihr.“ Genau dieses Vergessen ist in unserer Gegenwart kein individuelles Phänomen, sondern ein gesellschaftliches. Die historische Wurzel der Unsichtbarkeit Care-Arbeit war über Jahrhunderte die unsichtbare Architektur des sozialen Lebens. In vormodernen Gesellschaften galt Fürsorge als häusliche Aufgabe, „natürlich“ weiblich, nicht ökonomisch relevant. Sie war notwendig, aber sie war nie Prestige. In der Industrialisierung verschärfte sich diese Trennung: Produktion wurde bezahlt, Fürsorge vorausgesetzt. […]
Gesellschaft am Limit! Ein Text über kollektive Erschöpfung, Zynismus und die Rückkehr zu uns selbst
Zynismus ist kein Charakterzug. Er ist eine Reaktion. Ein Schutz. Ein letzter Versuch, Kontrolle zu behalten in einer Welt, die sich oft entzieht. Denn wer zynisch spricht, hat meist irgendwann erlebt, dass sein ehrliches Fühlen nicht sicher war. Die digitale Welt verstärkt das: Wir sind permanent sichtbar und gleichzeitig unendlich ersetzbar…